Nachdem erste Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in den 90er Jahren scheiterten, nahm die Zahl an Fahrzeugen insbesondere auf den Nord-Süd-Achsen durch unsere beiden Stadtteile weiter stetig zu. Einbahnstraßenregelungen auf der Alteburger Straße und Einschränkungen bei Abbiegemöglichkeiten brachten zunächst Bayenthal vor einigen Jahren etwas Linderung, aber der Durchgangsverkehr insgesamt nahm weiter zu. Verkehrszählungen ergaben, dass Pendler aus dem Kölner Umland und aus den südlichen Stadteilen die freie Durchfahrt durch unsere Stadteile nutzen, um Engpässe auf den Hauptstraßen zu entgehen. 2011 wurden auf der Pferdmengesstraße in Marienburg bereits 9.000 KFZ pro Tag durch Messtafeln gezählt. Das sind 1/3 der auf der Bonner Straße verkehrenden Fahrzeuge – und die Bonner Straße ist vierspurig!
Als die Planungen für die 3. Baustufe der Nord-Süd-Stadtbahn eine Reduzierung an Fahrspuren für die Bonner Straße vorsahen, forderten 2013 zahlreiche Bürgervereine des Kölner Südens in einer Petition ein übergeordnetes Verkehrskonzept. Einschränkungen auf übergeordneten Hauptstraßen sollten zur Entlastung von Wohnvierteln vermieden und beseitigt, der ÖPNV und das Radverkehrswegenetz ausgebaut werden. Der Aufruf blieb aber leider ungehört und bis heute fehlt es an einem solchen übergeordneten Konzept.
Auf Initiative des Bürgervereins wurde dann 2014 ein Arbeitskreis mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und den Bürgervereinen Bayenthal-Marienburg sowie Rodenkirchen zusammengerufen mit dem Ziel, ein Verkehrsberuhigungskonzept für Bayenthal und Marienburg zu erarbeiten. Nach Auswertung von Verkehrszählungen und Simulationen wurde schnell klar, dass eine Beschränkung der Nord-Süd-Achsen den größten Effekt ergeben würde. Aber insbesondere Marienburger sind auf Einrichtungen für den täglichen Bedarf in Bayenthal angewiesen und somit schied eine Trennung der Achsen am Bayenthalgürtel aus. Ein Netz aus Einbahnstraßen, das alternativ diskutiert wurde, hätte erhebliche Umwegfahrten für alle Ziel- und Quellverkehre zur Folge und schied daher ebenfalls aus. So konzentrierte man sich auf Maßnahmen am südlichen und nördlichen Rand unserer beiden Stadtteile und diskutierte diverse Ein- und Ausfahrtbeschränkungen, so wie es in zahlreichen Kölner Stadtteilen entlang des Militärrings längst umgesetzt ist.
Das Ergebnis der Beratungen wurde dann erstmals 2016 in einem Verkehrsversuch realisiert, wobei die Stadtverwaltung Beschränkungsmaßnahmen im Norden und von der Rheinuferstraße aus nach Bayenthal letztlich eine Absage erteilte. Nach erneuten Zählungen und Ergebnisauswertungen wurde dann 2019 nochmals nachgebessert, um die insgesamt erfolgreichen Auswirkungen im Süden Marienburgs fairer zu verteilen.
Die Ergebnisse sind aus unserer Sicht zufriedenstellend. Von der Autobahn kommend lässt sich nicht mehr nach Marienburg einbiegen, wodurch Pendlerverkehre unterbunden werden. Insgesamt nahm der Durchgangsverkehr durch beide Viertel drastisch ab und das trotz der Beeinträchtigungen durch den Stadtbahnbau auf der Bonner Straße. Auch konnten keine nachteiligen Auswirkungen auf benachbarte Stadtteile ausgemacht werden.
Natürlich führen die Maßnahmen auch zu kleineren Umwegfahrten, die bei einigen Anwohnern für Kritik sorgten. Einzelhändler in Rodenkirchen befürchteten gar Einbußen durch die Fahrbeschränkungen. Ob sich diese jedoch bewahrheiteten, dürfte fraglich sein.
Es gibt aber leider keine Lösung, die jeden zu 100 Prozent zufrieden stellt. Die derzeit getesteten Maßnahmen stellen einen über 10 Jahre mühsam erarbeiteten Kompromiss dar. Sie sind aus unserer Sicht gut vertretbar und wirkungsvoll. Daher sollte der Versuch als erfolgreich abgeschlossen und dauerhaft festgeschrieben werden. Unterstützen Sie unsere Bemühungen für mehr Wohn- und Aufenthaltsqualität und für die schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Wir freuen uns über ein positives Feedback! Aber auch bei Etablierung der derzeitigen Maßnahmen werden wir weiter an Verbesserungen arbeiten.

Verkehrsversuch in Bayenthal und Marienburg – Stadt Köln (stadt-koeln.de)